Sie
besteht zwar nur dem Namen nach aus Edelmetall, dennoch ist die Symbolkraft
der kleinen weißen Gipsplastik Gold wert: Denn mit der Verleihung der
Goldenen Rampe des Arbeitskreises „Inklusion – Menschen mit Behinderung
mittendrin!“ werde ein „Ausrufezeichen“ gesetzt für diejenigen, die aktiv
die Inklusion von Menschen mit Handicap unterstützten, begleiten und
fördern. Die Firma Schattdekor gehört dazu: Für die gelungene Inklusion in
die Arbeitswelt von zwei Menschen mit Behinderung erhielt die Firma nun die
Auszeichnung.
Seit dem Jahr 2000 verleiht der Arbeitskreis Inklusion unter dem Vorsitz von
Hans Loy, Jakob Brummer und Hannes Bachmeier die Goldene Rampe an Personen
und Institutionen in Stadt und Landkreis Rosenheim. Das Kunstwerk in Form
einer Empore, auf die sowohl eine Rollstuhlrampe als auch eine Treppe
führen, haben sieben behinderte Mädchen unter Anleitung eines
Kunsttherapeuten gestaltet.
Soziale Barrieren aus dem Weg räumen, Berührungsängste überwinden, zwei ganz
unterschiedliche Arbeitswelten einander näher bringen - „Wie einfach
Inklusion funktionieren kann“ zeigt Schattdecor beim Azubi-Austausch
zwischen Schattdecor und den Inntal-Werkstätten: dabei tauschen regelmäßig
Behinderte und Nicht-Behinderte für einen Tag in die Arbeitswelt des anderen
ein.
Die wichtige Signalwirkung der Auszeichnung rückte auch Landrat Josef
Neiderhell in den Vordergrund. Denn wie groß der Handlungsbedarf in Sachen
Inklusion in der Region sei, habe nicht zuletzt die Auftaktveranstaltung für
den Teilhabeplan im September gezeigt. Um Inklusion, die ganz
selbstverständliche gesellschaftliche, soziale und berufliche Teilhabe
behinderter Menschen am Alltag also, aber überhaupt leben zu können, müssten
zunächst die Rahmenbedingungen verbessert werden, konstatierte der Landrat
unter kräftigem Beifall der Festgäste.
Dabei hatte eigentlich alles mit einer Espressomaschine begonnen, erinnerte
Stiftungsvorstand Hartl an die Anfänge der Kooperation zwischen der Stiftung
Attl und dem weltweit tätigen Unternehmen; lange, bevor die
UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft getreten ist. Vor rund zehn Jahren
hatte Walter Schatt dort bei seinem ersten Besuch spontan eine solche
Maschine gestiftet. Diesem Startschuss folgte Hilfestellung für eine ganze
Reihe von Projekten, etwa für den Umbau einer Wohngruppe, den Kauf eines
Kleinbusses für die Jugendwohngruppe in Edling oder für die CD-Produktion
des ABM-Orchesters. Immer wieder, so auch als Sponsor der
Adria-Alpen-Attl-Tour, an der sich drei Mitarbeiter des Unternehmens
beteiligt hatten, schaffe Schattdecor Raum für Begegnungen von Menschen mit
und ohne Behinderung und ermögliche ein inklusives Miteinander. Für Hartl
ein klarer Beweis dafür, „dass sich wirtschaftlicher Erfolg und die
Übernahme sozialer Verantwortung durchaus miteinander vereinbaren lassen“.
All dies sei bei Schattdecor selbstverständlich, was wiederum
außergewöhnlich sei.
Den Anteil derer zu steigern, die keine Berührungsängste haben, liegt dem
Vorstandsvorsitzenden Reiner Schulz umso mehr am Herzen, als der Anteil der
Menschen mit Handicap – in Deutschland ist dies etwa jeder Achte - trotz
medizinischer und technischer Fortschritte nicht sinken werde. „Und das geht
am besten, wenn wir mit den Jüngsten anfangen.“
Denn Berührungsängste habe es zweifelsohne gegeben, bestätigte Firmengründer
Walter Schatt unumwunden. Eindringlich appellierte er deshalb an die
Festgäste, sei es mit oder ohne Behinderung: „Trauen müssen wir uns!“, und
meinte damit den Mut, um Hilfe zu bitten, ebenso wie den, den Begriff
Inklusion mit Leben zu erfüllen.