Behindertenbeauftragte berät über barrierefreies Bauen
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Drei Stufen stehen dem Genuss entgegen, den sich auch Behinderte gönnen wollen. Die
Geschäftsführerin von „Subway“ hat sich jetzt von der Behindertenbeauftragten beraten lassen und plant einen behindertengerechten Zugang. Gleich behindertengerecht gebaut wurde das Modegeschäft „Sun Vally“ in der Stollstraße.
Monika Hell wohnt gerne in Rosenheim. Die 36-Jährige leidet an Tetraspastik. Deshalb ist für sie ihr barrierefreie Wohnung in der Schießstattsraße ein kleines Paradies. Die nahegelegenen Geschäfte kann sie mit ihrem Rollstuhl gut erreichen.
Ihr Freund Johann Buschmann wohnt in Karlsruhe und besucht sie regelmäßig. Er reist mit der Bahn an. Beide freuen sich schon auf den barrierefreien Bahnhof. Monika Hell holt ihn oft am Bahnhof ab und gemeinsam rollen sie dann in die Stadt. Auf den Weg dorthin würden Sie gerne noch ein Sandwich verzehren. Nur leider, bei dem von ihnen ausgewählten Subway-Imbiss trennen sie 3 Stufen vom Genuss.
Treppen, Schwellen und Stufen bilden oft Barrieren für alle, die mit schwerem Gepäck oder mit einem Kinderwagen unterwegs sind. Ganz besonders schwierig wird es für Menschen, die gehbehindert sind oder im Rollstuhl sitzen.
In der Stadt und im Landkreis Rosenheim leben 22.000 Menschen mit Schwerbehinderung, davon 6.362 in Rosenheim.
Christine Mayer, die Behindertenbeauftragte der Stadt, hat die Geschäftsführerin von Subway, Angela Sanitz, auf das Problem angesprochen, dass Behinderte keine Möglichkeit haben, sich wie andere im Restaurant ihre Sandwiches zusammenzustellen. Angela Sanitz:: „Wir haben schon lange überlegt, dass eine Rampe angebracht werden müsste, aber wir wussten nicht so recht wie.“ Jetzt ist sie froh über die kostenlose Beratung durch die Behindertenbeauftragte und hofft, bald eine vernünftige Lösung zu finden.
Auch Menschen mit Behinderung wollen ihr Leben so weit wie möglich selbst bestimmen und selbst gestalten. Deshalb fordern sie, Barrieren abzubauen. Bevor umgebaut wird, ist die durchdachte Planung nach den Worten von Christine Mayer sehr wichtig, damit auch wirklich auf die Bedürfnisse derer eingegangen wird, für die geplant wird.
Wie es in bestehenden Gebäuden möglich ist, Barrieren abzubauen, zeigt „Sun Vally“ in der Stollstraße. Beim Umbau des Hauses wurde gleich auf Behinderte Rücksicht genommen. Andi Köstler kommt problemlos mit seinem Rollstuhl ins Geschäft und freut sich, dass er die „coolen Klamotten“, die er sonst häufig nur in der Auslage sehen kann, dort auch selber anprobieren und kaufen kann. Mit einem modernen Lift hat er die Möglichkeit, auch in den oberen Teil des Ladens zu gelangen.
Alexander Leipold, Storemanager von Sun Valley erinnert sich: „Die Idee für den Lift ist bei einer gemeinsamen Besprechung des Pächters und des Hauseigentümers entstanden. Wir waren von Anfang an der Meinung, dass es sehr wichtig ist, das Hochparterre überwinden zu können. Gerade auch für Mütter mit Kinderwägen und natürlich für Menschen im Rollstuhl ist der Lift sehr angenehm.“
Andy Köstler, 39 Jahre, wohnt zusammen mit seiner Frau Kathrin in einer barrierefreien Wohnung in Rosenheim. Er ist glücklich mitten in der Stadt wohnen zu können. Denn hier sind für ihn die Wege kurz zu Ärzten, Therapiezentren und zu den Geschäften. Auch genießt er es abends mal in eine Kneipe oder zum Essen zu gehen.
Andy Köstler arbeitete im OP Dienst in der Klinik Harthausen bis dann bei ihm vor 8 Jahren eine nicht operable Zyste im Nervenkanal diagnostiziert wurde. Deshalb ist Andy Köstler seit nunmehr 6 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen.
In unserem Wohnumfeld, am Arbeitsplatz, im Öffentlichen Nahverkehr und auch in der Freizeit und auf Reisen sind Zugänge, Aufgänge oder Übergänge oft erst über eine Stufe zu erreichen. Wenn diese Tatsachen schon Hindernisse für nichtbehinderte Menschen darstellen, sind es besonders für alte und behinderte Menschen unüberwindbare Barrieren.
Neugebaute Geschäftshäuser und Gaststätten müssen laut Bayerischer Bauordnung barrierefrei erstellt werden.
„Bei den Altbeständen gibt es zwar einen Bestandschutz, aber die Geschäftsinhaber sollten sich aus meiner Sicht schon die Frage stellen, ob ihr Geschäft nicht für jeden leicht zugänglich sein sollte“, meint die Behindertenbeauftragte.
Christine Mayer arbeitet eng zusammen mit der Beratungsstelle Barrierefreies Bauen der Bayerischen Architektenkammer. Ratsuchende Architekten, Bauherren und Betroffene erhalten hier gebührenfrei Auskunft zum Bauen für alte Menschen und für Menschen mit Behinderung. Die Rosenheimer Architektin Christine Degenhart ist Sprecherin der Beratungsstelle. Die besonders kurzen Wege machen eine effektive Zusammenarbeit leicht möglich.
Ansprechpartner:
Behindertenbeauftragte
Christine Mayer
Reichenbachstr.8
83022 Rosenheim
Tel. 08031/ 36-1461
Fax 08031/ 36-2019
sozialamt@rosenheim.de
Sprechstunde
Dienstag von 14.00 - 17.00 Uhr
Auskunft:
Bayerische Architektenkammer, Waisenhausstraße 4, 80637 München, Telefon (089) 13 98 80 – 31
oder
Christine Degenhart, Hohenzollernstraße 8, 83022 Rosenheim, Telefon (08031) 891844, e-mail
office@degenhart-architektur.de